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Hunde-Notfelle

Allergien auf dem Vormarsch?
Marley

Bereits 1906 wurde der Begriff "Allergie" von dem Arzt Clemens von Pirquet verwendet. Man geht davon aus, dass es dieses Krankheitsbild schon viel länger existiert.
Da sich die Haltung und Ernährung unserer Haustiere extrem gewandelt hat, treten Allergien heute (scheinbar?) wesentlich häufiger auf. Die Haustiere kommen natürlich durch das dichtere Leben mit dem Menschen viel mehr in Kontakt mit Allergenen (Erläuterung s.u.) und sie werden auch öfter einem Behandler vorgestellt als noch vor 100 Jahren. Auch gibt es schon lange keinerlei "natürliche Selektion" von kranken Tieren mehr. Dadurch können die Erbanlagen für Allergien (ev. durch Behandlung unterdrückt und nicht sichtbar) ständig weiter gegeben werden. Einige weitere Theorien finden Sie weiter unten im Text.

Was ist eine Allergie und was sind die Auslöser?
Allergien sind überschießende Immunreaktion auf bestimmte - auch ungefährliche - Stoffe. Diese Auslöser werden als Allergene bezeichnet. Sie können z. B. in der Nahrung vorkommen. Dies ist bei Tieren durch die immer weniger artgemäße "moderne" und konzentrierte Fütterung recht häufig. Schwer zu unterscheiden ist die Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln von echten Allergien. Weitere Beispiele für Allergene: natürliche Stoffe (Blüten-/Gräserpollen), Weichmacher (Tenside), Anteile von Waschmitteln, bestimmte Farbe/Lacke, Klebstoffe, Konservierungsstoffe, Schimmelsporen, Parfüms/Shampoos, Kleidung (Hunde-/Pferdedecken, Halsbänder etc.), Arzneimitteln (Impfträgerstoffe, Salben, Antibiotika, Anti-Parasitenmittel u.v.m.). Es gibt beinahe nichts, was nicht ein Allergen werden kann …

Was passiert dann?
Die körpereigenen Abwehrstoffe reagiert auf Fremdstoffe, die keine Krankheitskeime sind. Krankheitserreger würden vernichtet, diese fremden Substanzen leider nicht: Nach dem allerersten Kontakt mit dem Allergen bildet der Körper übermäßig viele Antikörper im Blut. Diese "sinnlos" produzierten so genannten Immunglobuline führen aber nicht zu einer Unempfindlichkeit gegenüber den entsprechenden Stoffen. Das Gegenteil ist der Fall: Der Körper reagiert auf die Allergene überempfindlich. Bei jedem weiteren Kontakt mit den Allergenen reagieren die Antikörper dann, als wenn sie einen schädlichen Erreger vernichten müssten. Die Symptome halten meist so lange an, wie der Körper dem entsprechenden Allergen ausgesetzt ist. Bei häufigem Kontakt mit den Allergenen nimmt die Empfindlichkeit sogar noch zu und kann bei unsachgemäßer Behandlung immer größere Ausmaße annehmen.
Über das Blut erreicht das Immunglobulin E (IgE) nach Kontakt mit den Allergenen die Mastzellen. Diese befinden sich im Bindegewebe von Haut, Schleimhaut und verschiedenen Organen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei allergischen Reaktionen. In den Mastzellen befinden sich Botenstoffe, die die spezifischen Reaktionen einer Allergie wie Rötungen, Schwellungen oder Juckreiz auslösen. Der bekannteste Botenstoff ist das Histamin. Es wird vermehrt gebildet und ausgeschüttet, wenn der Körper mit Allergenen in Kontakt kommt. Zur Behandlung von Allergien kommen oft so genannte Antihistaminika zum Einsatz. Sie heben die Wirkung des Botenstoffs weitgehend auf, ändern aber natürlich nichts an der Allergie an sich.

Symptome
Allergien können viele Organen betreffen und verschiedenste Krankheitsbilder zeigen. Am bekanntesten sind die Zeichen auf der Haut, den Schleimhäuten von Augen, der oberen und unteren Atemwege sowie des Verdauungssystems. Untertypen und Symptome:

Nahrungsmittelallergie mit Durchfall, schlechter Futterverwertung - dadurch Abmagerung, Aufblähung, Hautproblemen, Fell-Verschlechterung, Leistungsabfall
Kontaktekzem (eher lokal begrenzte Symptome z. B. nur am Bauch/an den Pfoten/Sattellage u.ä., dort dann Haarausfall + Juckreiz bis hin zur Hautentzündung)
Allergischer Schnupfen, tränende Augen, chronisches Niesen
Husten bis hin zum schweren Asthma
Hautsymptome: Quälender Juckreiz, Papeln, Krusten, Haarausfall, Nesselsucht (mittlere bis große Quaddeln am gesamten Körper) - häufig werden diese Symptome jedoch durch Parasiten wie Milben, Flöhe, Haarlinge ausgelöst, das sollte gründlich untersucht werden.
Arzneimittelunverträglichkeit/-allergie: kurz nach der Arzneimittelgabe bis 10 Tage im Anschluss einer Behandlung. Häufig einige dieser Zeichen: Fieber, Durchfall, Erbrechen, Herz-/Kreislaufprobleme, Hautausschläge, Quaddeln, Ödeme = Wasseransammlungen usw. Zu den bekanntesten Auslösern gehören Schmerzmittel (vor allem Azetylsalizylsäure), Antibiotika (Penizillin), ACE-Hemmer gegen Bluthochdruck, Kontrastmittel für Röntgenaufnahmen, örtliche Betäubungsmittel oder Mittel gegen Krampfanfälle.
Insektengiftallergie (extreme bis lebensgefährliche Schwellung nach einem Stich/Biss). Am bekanntesten ist die Bienenstichallergie und die Floh-Speichel-Allergie.

Bei den allermeisten Allergien treten die Symptome unmittelbar nach Kontakt mit den Allergenen auf. Besonders gefährlich ist der allergische (anaphylaktische) Schock. Dieser ist eher selten, jedoch muss beim seinem Auftreten SOFORT ärztlich behandelt werden. Bei einigen Allergie-Formen können 2 - 10 Tage vergehen, bevor die Allergie voll ausgeprägt wird.

Theorien zur Entstehung von Allergien
Dreck- und Urwaldhypothese
Aus einigen Studien (für Menschen) geht hervor, dass Kinder, die in den ersten Lebensjahren häufig mit Pilzen, Viren, Bakterien und anderen Krankheitserregern in Berührung kamen, später deutlich seltener allergische Reaktionen entwickeln als Kinder, die in einer vergleichsweise sterilen Umgebung auswuchsen. Mögliche Erklärung dafür: Das Immunsystem wird durch die Krankheiten, die Kinder in jungen Jahren überstanden haben "trainiert" und "verweichlicht", wenn dieses Training entfällt. Andere Wissenschaftler glauben, dass der Organismus die Immunglobuline bildet, wenn es zu Krankheiten wie Wurmbefall oder Tuberkulose kommt. Da solche Krankheiten aber in den Industrieländern kaum noch auftreten, hätten die Immunglobuline ihr ursprüngliches Einsatzgebiet verloren und richten sich nun gegen andere - aber harmlose- Fremdstoffe. Auch Tiere werden mittlerweile standardisiert entwurmt und geimpft, leben in "hygienischen" Verhältnissen, fressen kaum noch artgerecht. (zum Thema Würmer/Impfungen können Sie hier mehr finden: http://www.drei-hunde-nacht.eu/impf/impfhunde.htm und http://www.drei-hunde-nacht.eu/barf/wurm.htm)

Umweltbelastungen

Andere wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass Schadstoffe in der Luft (Auto- und Industrieabgase), aber auch in Innenräumen (Chemikalien in Kleidung, Einrichtungs- und Gebrauchsgegenständen) Allergien begünstigen. Viele Chemikalien schädigen Haut und Schleimhäute. Dadurch ist die schützende Barriere zum Körperinneren geschwächt. Allergene und andere Fremdstoffe können leichter eindringen. Zusatzstoffe (die mittlerweile in kaum noch zählbaren Varianten vorkommen) in Nahrungsmitteln stehen ebenfalls im Verdacht, allergische Reaktionen zu fördern. Hier empfehle ich die Bücher: "Die Suppe lügt" und "Katzen würden Mäuse kaufen" von Patrick Grimm (Näheres finden Sie im Archiv).

Psyche

Allergien werden zwar nicht durch die Psyche verursacht. Doch häufig können aus leichten Beschwerden massive Symptome entstehen, wenn psychische Belastungen auftreten. Bei etwa einem Drittel der Allergiepatienten verstärken psychische Faktoren die Beschwerden oder die allergischen Symptome flammen wieder auf. Diese Art psychischen Stress können Tiere schon nicht-artgerechte Haltung bekommen (Stress, Über-/Unterforderung, Mangel an Sozialkontakten usw.).

Diagnose
Bei Verdacht auf eine Allergie, also bei Schnupfen, Juckreiz in den Augen, Rötungen und Quaddeln auf der Haut oder unklare Magen-Darm-Beschwerden, sollten Allergietests durchgeführt werden. Erster Ansprechpartner ist ein guter Tierarzt/Tierklinik, die sich auf Allergien spezialisiert haben. Nach einer sorgfältigen Erhebung der Krankengeschichte folgen bestimmte Tests:
Hauttest. Meist wird zunächst ein Hauttest durchgeführt. Dabei trägt der Arzt mehrere Allergene auf die Haut auf. Diese rufen bei Allergie-Patienten Hautreaktionen wie Rötung oder Quaddelbildung hervor. Der Arzt weiß dann, auf welche Allergene ein Patient reagiert.
Laboruntersuchungen. Wenn der Hauttest nicht ausreicht oder als ergänzende Maßnahme dazu, führt der Arzt als weiteren Schritt bestimmte Blutuntersuchungen durch. Bei Einnahme bestimmter Medikamente sind diese Untersuchungen oft auch besser geeignet als der Hauttest.
Auschlussdiät. Um dem Verdacht einer Nahrungsmittelunverträglichkeit/-allergie auf den Grund zu gehen, führ man eine einfach Ausschlussdiät durch. Hierfür wird ausschließlich eine Sorte Fleisch (möglichst eine, bislang noch nicht gefütterte Sorte) über mehrere Wochen verabreicht. Klingen die Symptome ab, gibt man nach und nach weitere Komponenten hinzu. Bei Pferden lässt man konsequent ALLES Kraftfutter weg und füttert über mehrere Wochen ausschließlich biologisches Heu/Stroh.
Provokationstest. Wenn andere Tests unklare Ergebnisse bringen, ist ein Provokationstest sinnvoll. Mit diesem kann die Unverträglichkeit gegen bestimmte Allergene gezielt nachgewiesen werden. Diese werden inhaliert, geschluckt auf die Schleimhäute von Nase, Augen oder Bronchien aufgetragen oder gespritzt. Der Test birgt aber Risiken. Im schlimmsten Fall droht der anaphylaktische Schock. Daher sollten Provokationstest nur in streng begründeten Fällen und immer stationär oder in spezialisierten Praxen durchgeführt werden.

Zur Behandlung von Allergien mit alternativen Heilmethoden gibt es hier demnächst eine weitere Seite.

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