Was ist Gesundheit, was
ist Krankheit?
Gleich zum Anfang möchte ich Ihnen einige alltägliche
Fragen stellen:
Warum und wann werden Tiere überhaupt krank? Wenn wirklich
Viren/Bakterien und sonstige üble Erreger die ausschließliche
die Ursache sind: Warum erkranken dann meist nur einzelne
Tiere? Wie können Menschen und Tiere im gleichen "verseuchten"
Gebiet überleben? Manche Krankheiten sind extremst infektiös
(übertragbar) und manche sogar hochgradig tötlich!
Warum hören sie dann häufig genauso plötzlich
auf, wie sie ausgebrochen sind und rotten uns nicht alle aus?
Da stehen z. B. 20 Pferde in genau dem gleichen Schlamm, aber
nur 2 oder 3 bekommen Mauke, wir atmen alle die gleiche Luft,
wieder haben nur wenige Asthma oder Heuschnupfen. Warum sind
nicht längst alle hunde-artigen an Staupe oder Parvo
gestorben? Es (über-)leben auch in Ländern genug
Tiere, in denen es keine Impfungen gibt!
Sollte die Empfänglichkeit an einer Abwehrschwäche
liegen? Gut, aber warum ist bei einzelnen Tieren die Abwehr
geschwächt? All dies sind wichtige Fragen für Tierheilpraktiker
- leider gibt es noch nicht auf alle eine Antwort. Es ist
vieles noch nicht "wissenschaftlich" genau geklärt:
Haben Tiere eine Seele? Was eigentlich erhält ein Tier
am Leben? Warum und wie leben, entarten oder sterben Zellen
- also wir? Trotz intensiver Forschung und doch stets so gepriesenem
medizinischem Fortschritt sind nicht weniger Tiere krank (wie
beim Menschen) - eher mehr ...
Viele "furchtbaren" Krankheiten wurden in den letzten
Jahrzehnten scheinbar ausgerottet. Doch die Natur findet immer
wieder Mittel und Wege ihren Willen durchzusetzen. Für
sie geht es nicht um einzelne Individuen! Die Natur braucht
Evolution - also stetige Anpassung und Verbesserung
an (sich immer schneller ändernde Lebensbedingungen)
ODER Ausrottung!
Auch versucht die Natur stets, ein gewisses Gleichgewicht
in den Populationen zu halten. Jüngste Beispiele sind
sicherlich BSE, MKS oder auch die extreme Zunahme bei allen
möglichen chronischen Krankheiten (Sommerekzem, Allergien,
Autoimmunkrankheiten usw.).
Solange wir Menschen extremst in die Natur eingreifen, unsere
Lebensgrundlagen verpesten, die Schwachen überleben und
sich fortpflanzen lassen, die Haltungsbedingungen derart vernachlässigen
sowie ganze Tierarten ausrotten oder Gegenden überbevölkern
wird die Natur immer wieder etwas Neues aus dem Ärmel
schütteln. Und wir? Wir hinken hinterher ...
Hat Krankheit also einen Sinn? JA, natürlich!
Denn: sie zeigt an, dass etwas nicht in Ordnung ist. Recht
häufig ist chronische Erkrankung durch Fehler in der
Haltung + Ernährung entstanden. Daran kann kein Behandler
dieser Welt etwas ändern, ohne dass der Tierhalter Veränderungen
vornimmt! Denn wie oben schon geschrieben: die Natur findet
dann einen anderen Weg, um auf die Missstände hinzuweisen.
Das bisher gesagte macht sicherlich grob verständlich,
dass es Krankheit immer nur in der Einzahl geben kann - genau
wie es nur eine Gesundheit gibt!
Das, was mit vielen lateinischen Namen in verschiedene Symptomenbilder
unterteilt wird, ist immer eine verschiedene Ausdrucksform
vom "krank sein" eines Tieres.
Im Nachstehenden wird Gesundheit/Krankheit "homöopathisch
ausgeleuchtet". Ich werde einige §§ des "Organon"
zitieren, welche die "Bibel" eines jeden Klassischen
Homöopathen ist. Das Organon ist das Buch, in welchem
der Grundsteinleger Samuel Hahnemann alle Grundregeln und
seine gesamten Erkenntnisse niedergeschrieben hat. Die Ausdrucksform
mag Ihnen zwar etwas "veraltet" erscheinen, der
Inhalt hat jedoch nichts an Bedeutung eingebüßt
und ist auch für Tiere komplett übertragbar.
Im § 9 des Organon findet man diese wichtige Grundregel:
"Im gesunden Zustand des Menschen waltet die geistartige,
als Dynamis den materiellen Körper (Organsim) belebende
Lebenskraft (Autocratie) unumschränkt und hält alle
seine Theile in bewunderungswürdig harmonischem Lebensgange
in Gefühlen und Thätigkeiten, so daß unser
inwohnende, vernünftige Geist sich dieses lebendigen,
gesunden Werkzeugs frei zu dem höheren Zwecke unsers
Daseins bedienen kann."
Was ist das also, was man zu behandeln
hat?
§ 6 Organon VI: "Der vorurteillose Beobachter,
- die Nichtigkeit übersinnlicher Ergrübelungen kennend,
die sich in der Erfahrung nicht nachweisen lassen, - nimmt,
auch wenn er der scharfsinnigste ist, an jeder einzelnen Krankheit
nichts, als äußerlich durch die Sinne erkennbare
Veränderungen im Befinden des Leibes und der Seele, Krankheitszeichen,
Zufälle, Symptome wahr, das ist, Abweichungen vom gesunden,
ehemaligen Zustand des jetzt Kranken, die dieser selbst fühlt,
die die Umstehenden an ihm wahrnehmen, und die der Arzt an
ihm beobachtet. Alle diese wahrnehmbaren Zeichen repräsentieren
die Krankheit in ihrem ganzen Umfange, das heißt, sie
bilden zusammen die wahre und einzig denkbare Gestalt der
Krankheit."
Krankheit ist also ein Zustand, der vom "Normalen"
abweicht.
Zentrale Störung
Wenn man den Erfolg oder Misserfolg homöopathischer
Behandlungen hängen davon ab, dass die Behandlungen,
in denen der Typ und der Allgemeinzustand individuell berücksichtigt
wurden, viel bessere Ergebnisse liefern als solche, in denen
nach allgemeinen Lokalsymptomen oder laienhaft (nach Krankheitsnamen)
verschrieben wurde. Außerdem haben Einzelmittel (mühsamst,
aber passend ausgewählt) immer höhere Erfolge zu
verzeichnen als Komplex-Mittel (in welchen mehrere Mittel
eingearbeitet wurden, in der Hoffnung, eines davon könnte
passen).
§ 211 ORG. VI: "Dies geht soweit, dass bei homöopathischer
Wahl eines Heilmittels, der Gemüthszustand des Kranken
oft am meisten den Ausschlag gibt, als Zeichen von bestimmter
Eigenheit, welches dem genau beobachtenden Arzte unter allen
am wenigsten verborgen bleiben kann."
§ 212 ORG. VI: "Auf diese Haupt-Ingredienz aller
Krankheiten, auf den veränderten Gemüths- und Geisteszustand,
hat auch der Schöpfer der Heilpotenzen vorzüglich
Rücksicht genommen, indem es keinen kräftigen Arzneistoff
auf der Welt gibt, welcher nicht den Gemüths- und Geisteszustand
des ihn versuchenden, gesunden Menschen, sehr merkbar veränderte,
und zwar jede Arznei auf verschiedene Weise."
§ 213 ORG. VI: "Man wird daher nie naturgemäß,
das ist nie homöopathisch heilen, wenn man nicht bei
jedem, selbst akuten Krankheitsfalle, zugleich mit auf das
Symptom der Geistes- und Gemüts- Veränderung siehet
und nicht zur Hülfe eine solche Krankheits-Potenz unter
den Heilmitteln auswählt, welche nächst der Aehnlichkeit
ihrer anderen Symptome mit denen der Krankheit, auch einen
ähnlichen Gemüts- oder Geistes-Zustand für
sich zu erzeugen fähig ist 1."
In der Fußnote zu diesem Paragraphen erläutert
Samuel Hahnemann anschaulich:
Fußnote § 212 ORG. VI: "So wird bei einem
stillen, gleichförmig gelassenen Gemüthe, der Napell-Sturmhut
selten oder nie eine, weder schnelle noch dauerhafte Heilung
bewirken, eben so wenig, als die Krähenaugen bei einem
milden, phlegmatischen, die Pulsatille bei einem frohen, heiteren
und hartnäckigen, oder die Ignazbohne bei einem unwandelbaren,
weder zu Schreck, noch zu Ärger geneigten Gemüthszustande."
Die Störung des Allgemeinzustands und des Geistes- und
Gemütszustands ist der eigentliche Teil der Erkrankung
der behandelt werden muss - zusätzlich zu den, gemäß
§ 153 Organon gefundenen "Besonderen, eigentümlichen
Symptomen. Bei Fieber ist es eben nicht "sonderbar"
Durst zu haben. Für Homöopathen wird es interessant,
wenn KEIN Durst bei Fieber auftritt. (Mehr darüber auf
der Seite Grundlagen)
Krankheit ist die zentrale Störung des Organismus. Es
ist die angepasste Haltung, die der Patient während seiner
Erkrankung annimmt, um zu überleben. Die Auswirkungen
auf lokaler Ebene können - je nach Disposition (= Veranlagung)
und Konstitution (= derzeitige Stabilität der Gesundheit)
- vielfältig sein. Aber sie stellen nicht den wesentlichen
Kern der Krankheit dar. Es ist eher so, als hafte sich die
Erkrankung an die zentrale Störung wie eine Pflanze an
einen Stock, ein Pilz auf den passenden Boden oder eine Bakterie
auf ihr Lieblings-Milieu. Es nützt nicht wirklich, die
Pflanze zu beschneiden, sondern es ist nötig, den Stock
zu beseitigen damit die Pflanze nicht wieder daran hochranken
kann. Genausowenig bringt es langfristig die Gesundheit zurück,
den Pilz oder die Bakterie zu töten - neue werden auf
diesen "passenden" Nährboden kommen, solange
er nicht saniert wird ...
Mehr zu den Ursachen und Auswirkungen von zentralen Störungen
finden Sie auf der nächsten Unter-Seite "Veranlagung".
|