Grenzen
Mit Klassischer Homöopathie kann man als versierter Tierheilpraktiker
im Idealfall wirklich Heilen, also nicht nur Symptome unterdrücken
oder verschieben sondern echte Besserung oder zumindest Stillstand
bzw. Linderung erreichen.
Dies gilt ganz besonders für akute Krankheiten, auch
wenn im "Volksmund" oft von einer Methode für
chronisch Kranke die Rede ist. Leider ist das chronische Stadium
nur meist die Phase, an der überhaupt erst ein Tierheilpraktiker
aufgesucht wird. Um so erstaunlicher ist es für Laien,
dass selbst "aufgegebene" Tiere mit sehr langer
(und meist teurer) Vorbehandlung zum großen Teil doch
geheilt werden können. Wie jede Heilmethode hat auch
die Klassische Homöopathie ihre Grenzen und die müssen
vom Tierheilpraktiker unbedingt beachtet werden:
1. Grenzen bedingt durch das kranke
Tier:
Homöopathie ist eine spezifische Regulationstherapie.
Dort, wo eine Regulation nicht mehr möglich ist, kann
selbst der beste Homöopathie nicht mehr Heilen, weil
die Lebenskraft zu schwach ist, um auf eine passend gewählte
Arznei entsprechend reagieren zu können (öfter bei
zu alten und sehr geschwächten Tieren).
Ebenso kann bei völlig zerstörten Organen kein "Nachwachsen"
u. ä. Wunder erreicht werden. Dies gilt auch für
die Notfallmedizin: eine große Wunde muss fachmännisch
verschlossen, ein Bruch eventuell genagelt werden usw.
Selbst bei noch reaktionsfähigen Tieren können andere
hemmende Faktoren, z. B. Kortison, Antibiotika o.ä. eine
homöopathische Therapie blockieren.
Jeder verantwortungsbewusste Tierheilbehandler wird Sie an
einen Fach-Tierarzt oder eine Klinik überweisen, wenn
eine Operation oder sonstige schulmedizinische Maßnahmen
nötig sind.
2. Grenzen durch den jeweiligen Behandler:
Je nach Wissen und Erfahrung ist diese Grenze verschieden weit
gesteckt, um das Simile (= DAS Heilmittel) für den jeweiligen
Patienten zu finden (immerhin aus über 2.000 homöopathischen
Einzelmitteln in jeweils verschiedensten Potenzen, Reihenfolgen
und mit verschiedensten Verträglichkeiten untereinander).
Es kommt bei der Mittelfindung immer darauf an, wie und was
der Behandler den Tierhalter fragt, dementsprechend wird die
Erhebung und Gewichtung der Symptome ausfallen. Für den
gleichen Fall kann es eine ganz unterschiedliche Symptomenliste
und Bewertung bei verschiedenen Behandlern geben. Eine Fallaufnahme
(bei den zumeist schwierigen oder schon verbauten Fällen)
braucht viel Übung, damit die Feinheiten sowie das ganz
Besondere des Tieres ans Licht kommen. Die anschließende
Einwertung dieser Symptome und die Unterscheidung der einzelnen
Arzneien, braucht ebenfalls sehr viel Erfahrung, gutes theoretisches
Wissen, genaue Kenntnis der Repertorien (= große Nachschlagewerke
der Symptomen-Bilder) und der Materia Medica (= Aufzeichnungen
über Details der Mittel: also was die einzelnen ausmacht,
unterscheidet oder wie sie sich untereinander "vertragen"
usw.). Zuguterletzt ist gerade Klassische Homöopathie eine
Detektivarbeit, die viel Zeit, Ruhe und Energie erfordert, welche
der Behandler stetig leisten muss.
Bei sämtlichen Therapieformen, die mit "Geräten"
jeder Art arbeiten, muss eine gewissenhafte Lernphase erfolgt
sein. Kaufen kann die Geräte Jeder - Anwenden nicht unbedingt.
Je mehr verschiedene "Methoden" ein Einzelner anbietet,
desto weniger wird er auf jedem einzelnen Gebiet wirklich gut
werden, zumal sogar schon die Art zu Denken und an einen Fall
heranzugehen bei einigen Alternativen Heilmethoden SEHR verschieden
ist. Da reicht es eben nicht, dass diese oder jene Therapieform
gerade in Mode ist und diese "nebenbei" mit angeboten
wird.
3. Grenzen durch die Tierhalter:
Da für das Auffinden der passenden Arznei (Simile) in
der Homöopathie genaue Beobachtungen durch den Halter
nötig sind, ist absolute Wahrheit und Genauigkeit ausschlaggebend
für die Behandlung (z. B. Wie viel ist genau: "Viel
Futter"?). Für eine klassisch homöopathische
Behandlung reicht eine kurze Fallaufnahme mit wenig Zeit nicht
aus, man ist auf sehr viele Informationen und einiges an Zeit
und Geduld angewiesen. Wenn man jedoch keine individuellen
Symptome findet oder erfragen kann oder die Symptome für
eine Arzneimittelwahl nicht ausreichend sind, wird eine homöopathische
Therapie äußerst schwierig.
Häufig verhindern Tierhalter leider jegliche Behandlung,
indem sie "wild" von einer zur nächsten Therapie
springen - alles gleichzeitig für ihr Tier haben wollen
(Viel hilft leider nicht viel!) oder sie sich nicht an die
Behandlungspläne bzw. den folgenden Punkt 4 halten wollen/können.
Gerade in letzter Zeit ist es auch in Mode gekommen, dass
Tierbesitzer wochenlang mittels Internet und diversen Foren
(in denen ja nun wirklich jeder Laie sich als "Fachmann"
ausgeben kann!) ihre Lieblinge selbst behandeln. Oft ist das
Ergebnis ein mehr oder minder verkorkster Fall, in dem gar
nicht mehr sichtbar ist, welche Probleme selbstgemacht und
welche die ursprünglichen sind. Außer bei leichten
Befindlichkeitsstörungen kann ich davon nur abraten.
4. Grenzen bedingt durch die Haltung:
Die beinah wichtigste Grenze einer jeden Behandlung wird durch
die Tierhaltung selbst dargestellt. Sind die Lebensbedingungen,
hier besonders die Ernährung sowie die psychische wie
physische Auslastung der Tiere schlecht, also nicht artgerecht,
so kann eine Behandlung zumeist nur kurzzeitig und eingeschränkt
oder gar nicht wirken.
Ein vielleicht nicht ganz passendes Beispiel ist die Hand
auf der Herdplatte - die MUSS runter genommen werden und erst
dann kann Mittel gegen Verbrennungen Erfolg haben!
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